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Initiative Mahnwachen gegen Antisemitismus

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Mahnwachen gegen Antisemitismus ist eine Bürger:innen-Initiative die sich für die Vielfalt jüdischen Lebens in Berlin einsetzt. Wir erinnern an die Opfer des antisemitischen Massakers vom 7. Oktober, setzen uns für die Freilassung aller aus Israel verschleppten Geiseln ein und stellen uns zum Schutz des Schabbat schützend vor die Synagoge in der Brunnenstr. 

In der Nacht zu Mittwoch vom 17. zum 18. Oktober wurde ein Brandanschlag auf die Synagoge der Gemeinde Kahal Adass Jisroel in Berlin verübt. Zuvor rief die Terror-Organisation Hamas -nach dem antisemitischen Terror-Angriff auf Israel am 7. Oktober- zur Gewalt gegen Jüdinnen und Juden in der Welt auf. Seitdem wurde nach Angaben des Bundesverbandes RIAS zwischen dem 7.10 und 9.11 einen Anstieg von 320% von antisemitischer Vorfälle mit Bezug zu dem Massaker der Hamas registriert (994 Fälle). 

Dabei kommt es zu Gewaltangriffen, antisemitischen Schmierereien sowie dem Verteilen antisemitischer Flyer. Insgesamt wurden auch 37 antisemitische Vorfälle an Hochschulen dokumentiert. Jüdische Studierende berichten, dass sie von ihren Kommiliton:innen für das Verhalten Israels verantwortlich gemacht werden (RIAS Bericht: Antisemitische Reaktionen auf den 07. Oktober).

Die Initiative Tägliche Mahnwachen gegen Antisemitismus entstand nach dem Überfall der Hamas am 7. Oktober auf Israel. Mehr als 1200 Menschen wurden brutal gefoltert, vergewaltigt, ermordet, und verstümmelt, darunter viele Kinder, Frauen und Shoah-Überlebende. Ganze Familien wurden ausgelöscht. Zahlreiche Bürger:innen anderer Staaten, darunter auch Wanderarbeiter:innen aus Thailand und Nepal, wurden ermordet und entführt. In der Folge nahmen antisemitische Angriffe weltweit zu.  Nach dem wir uns zunächst an der Synagoge am Fraenkelufer trafen wurde ein Brandanschlag auf die Synagoge in der Brunnenstraße verübt. Wir meldeten dort am frühen Nachmittag eine spontane Mahnwache an, zunächst stand eine Person vor der Synagoge, dann zwei, später kamen immer mehr Menschen dazu – die Initiative „Tägliche Mahnwachen gegen Antisemitismus“ entstand. 

Projekt Informationen

Dank Unterstützung u.a. der „Omas gegen Rechts Berlin / Deutschland-Bündnis“, Hashomer Hatzair Ken Berlin sowie weiteren Organisationen und Einzelpersonen hielten wir bis zum Jahrestag der Novemberpogrome am 9. November täglich eine Mahnwache am Weinbergspark bzw. Mahnmal in der Grossen Hamburger Str. Dazu jeden Freitag eine Mahnwache zum Schutz der Gemeinde beim Schabbat-G-Dienstes an der Synagoge Beth Zion. Wir unterstützten dabei auch die Nachbarschaftsinitiative. Jeden 7. des Monats versammeln wir uns am traditionellen Mahnwachen-Ort am Weinbergspark.

Mit den  Mahnwachen gegen jede Form des #Antisemitismus in der Brunnenstr. möchten wir  #Solidarität mit Betroffenen antisemitischer und rassistischer Gewalt leben. Durch Gespräche und Austausch mit Historiker:innen, Lehrer:innen, Sozialarbeitenden, Ärzt:innen aber auch Jüdinnen und Juden aus der Nachbarschaft, Nachkommen von NS-Verfolgte,  Shoah-Überlebenden sowie interessierten Menschen wollen wir den Kampf gegen Antisemitismus und für die Vielfalt jüdischen Lebens in unserer Gesellschaft unterstützen.
Wir wollen das öffentliche Bewusstsein zur Bedeutung und Nachwirkungen der antisemitischen Massaker vom 7.10 in Israel und die Solidarität mit jüdischen Bürger:innen nach dem Brandanschlag auf die Synagoge in der Brunnenstrasse stärken. Das antisemitische Massaker der Hamas und das proklamierte Ziel der Islamisten, jüdisches Leben auszulöschen, richtet sich gezielt gegen Jüdinnen und Juden weltweit und die Existenz des Staates Israel. In seiner eliminatorischen Praxis zielt diese genozidale Ideologie zugleich darauf, jede pluralistische und von Vielfalt geprägte Gesellschaft zu zerstören, ebenso wie die Bedingungen einer dem Frieden und der Gleichberechtigung verpflichteten internationalen Gemeinschaft. Jeder antisemitische Angriff immer auch gegen das friedliche Zusammenleben von uns allen. 
Judenhass ist Menschenhass! Wie sehr Judenhass gerade wieder erstarkt, zeigt wie brüchig unsere Erinnerungskultur ist. Sie wurde hart erkämpft und gehört keineswegs zur kulturellen „Grundausstattung“ unserer Gesellschaft – genauso wenig wie der Kampf gegen Antiziganismus oder Rassismus. Antisemitismus und Rassismus werden vielfach politisch instrumentalisiert, sowohl von rechts als auch von links und aus der Mitte der Gesellschaft. Versetzt mit vermeintlich antikolonialen Bezügen wird die mühsam von Überlebenden der Shoah, NS-Verfolgten und ihren Nachkommen erkämpfte Erinnerungskultur angegriffen.
Bereits vor dem Überfall der Hamas auf Israel verzeichneten viele KZ-Gedenkstätten einen Anstieg antisemitischer Schmierereien und rechtsextremer Übergriffe. Im Windschatten der islamistischen Terror-Verherrlichung kann die extreme Rechte ihre Angriffe auf die Erinnerung fortsetzen. Dabei entstehen Hass-Allianzen, die sich aus antiimperialistischen wie rechtsextremistischen und populistischen Ideologemen sowie Verschwörungserzählungen speisen. Ob der Judenhass jihadistisch, links, rechts oder aus der Mitte heraus begründet ist, Antisemitismus dient als Kitt, der sie zusammenhält. Dass Teile der Gesellschaft sich bzw. Deutschland von einem vermeintlichen „Schuldkult“ befreien wollen, zeigt, wie anschlussfähig israelbezogener Antisemitismus ist.
Diese Angriffe gefährden zum einen Menschen, zum anderen unsere – vor allem von nicht-staatlichen Akteuer:innen – erarbeitete Erinnerungs- und Gedenkkultur. Wir steuern auf die von Rechtsextremen herbeigesehnte „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“ zu. Dies gilt es gemeinsam zu verhindern! Der antisemitische Brandanschlag auf die Synagoge steht in der Kontinuität der antisemitischen und rassistischen Gewaltgeschichte in Deutschland.
Allein zwischen 1979 und 1988 ermordeten deutsche Rechtsextremisten 27 Menschen in West-Deutschland, 13 allein beim Münchener Oktoberfest-Attentat. Die Geschichte reicht von den Attentaten ehemaliger Nazis auf Shoah-Überlebende im Veit-Harlan-Prozess und Antifaschist:innen in den 1950 und 60er Jahre, versuchtem Anschlag linker Antisemiten auf das jüdische Gemeindehaus in der Berliner Fasanenstraße (1969), den Brandanschlag auf das jüdische Altenheim in München (1970) über die sog. Baseballschlägerjahre, die Mord- und Bombenanschlägen des NSU; das antisemitische, rassistische, frauen- und behindertenfeindliche Attentat auf die Synagoge in Halle und den Kiez-Döner oder die rassistischen und antiziganistischen Morde in Hanau (2020) und viele andere.
Gerade deshalb müssen im Kontext der jüngsten antisemitischen Übergriffe auf jüdische Bürger:innen Antisemitismus und Rassismus in Deutschland zusammen denken. Nur so kann die Kontinuität von Antisemitismus und Rassismus im postnationalsozialistischen Deutschland begriffen und Maßnahmen zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts entwickelt werden. Rassismus und Judenhass stehen in fundamentalem Widerspruch zur vielfältigen demokratischen Gesellschaft.
Die Demokratie kann sich selbst nicht verteidigen. Es liegt an uns, gemeinsam gegen Antisemitismus und Rassismus und für die Bewahrung einer pluralen Gesellschaft einzustehen, die Gleichheit und Teilhabe gewährleistet. Wir müssen zugleich die mühsam von unten erkämpfte Erinnerungs- und Gedenkkultur vor Angriffen von rechts, links oder aus der Mitte unserer Gesellschaft heraus gleichermaßen verteidigen und Forderungen nach einem Schlussstrich entgegentreten.
Rassismus und Antisemitismus dürfen nicht verharmlost werden. Es sind weder Einzelfälle noch allein das Problem bestimmter Gruppen. In unserer Gesellschaft sind beide historisch gewachsen und tief verwurzelt. Deshalb müssen wir sie gemeinsam bekämpfen.
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