Die Idee: Gemeinsam gärtnern, Grenzen überwinden …
Ziel unserer Initiative ist es, gemeinsam mit Bewohner*innen des Übergangswohnheims Alfred-Randt-Straße in Berlin-Köpenick, Nachbar*innen aus dem Wohngebiet Allende II und Freund*innen des urbanen Gärtnerns die Außen- und Freiflächen des „Containerdorfs“ durch ökologisch wertvolle Elemente eines essbaren Nutzgartens zu ergänzen. Im März 2015 haben wir damit begonnen, den Garten als integrativen und produktiven Ort der Begegnung und des kreativen Tätigseins aufzubauen. Der “Garten der Hoffnung” soll den nachbarschaftlichen Austausch im Wohngebiet Allende II unterstützen. Toleranz und Respekt sollen dort miteinander gelebt werden.
Immer freitags am Nachmittag ab 15 Uhr wird gemeinsam gegärtnert und gebaut. Die Garten-AG freut sich auf weitere aktiv Mitwirkende aus der Nachbarschaft.
Projekt Informationen
Übergangswohnheim für Geflüchtete und Asylbewerber*innen
Alfred-Randt-Str. 19
12559 Berlin
c/o Petra Strachovsky und Brigitte Kanacher-Ataya
Errichtet wurden/werden Hochbeete mit Gemüse, Früchten, Kräutern und Blumen zur gemeinschaftlichen Nutzung. Die ersten Obstgehölze wie Aprikose und Johannisbeere wurden bereits gepflanzt. Geplant sind auch begrünte Pergolen (z.b. für Weinstöcke) eine Kräuterspirale und vielleicht kann sogar ein Feuerplatz entstehen, an dem gemeinsam gekocht und gefeiert wird.
Die Idee zum “Garten der Hoffnung” enstand im Herbst 2014, als bekannt wurde, dass im Köpenicker Wohngebiet Allende II das erste von insgesamt sechs “Containerdörfern” in Berlin für Menschen mit Fluchterfahrung errichtet werden soll. Rechtspopulisten und aktive Neonazis zogen in den folgenden Wochen und Monaten Seite an Seite mit “besorgten Bürgern” durch das Wohngebiet, verbreiteten Hassparolen und schürten hemmungslos Ängste und Ressentiments unter der Nachbarschaft der im Bau befindlichen Unterkunft.
Als Gegenpol zur fremdenfeindlichen Mobilmachung fanden sich jedoch auch Menschen zusammen, die gemeinsam eine Willkommenskultur im Viertel schaffen wollten: unter dem Dach der neuen Bürgerinitiative “Allende II hilft!” fand im Dezember 2014 eine Helfer*innenkonferenz statt. Dort stellte sich auch bereits die künftige Heimleitung des “Containerdorfs” – der Internationale Bund – vor.
Die Idee eines partizipativen Gartenprojekts auf dem Heimgelände, das nicht “nur” für, sondern ausdrücklich mit den Heimbewohner*innen entwickelt und umgesetzt werden sollte, stieß sowohl beim Betreiber Internationaler Bund, als auch bei der noch jungen Bügerinitiative und den im Wohngebiet tätigen Akteur*innen auf sehr gute Resonanz. So konnte die Projektidee von Anfang an gut vernetzt weiter entwickelt werden.
Der erste Garten-Aktionstag fand zu Frühlingsbeginn am 21.03.2015 statt. Eine große Pflanzfläche im Innenhof wurde gemeinsam “beackert” und das erste Hochbeet mit Kräutern entstand nahe des Haupteingangs. Bewohner*innen des Übergangsheim sind mit Feuereifer dabei. Männer aus Syrien, Eritrea, Serbien, Libyen und Berlin-Köpenick bauen gemeinsam mit großer Sachkunde hölzerne Beetkisten. Oft reichen Material und Werkzeug gar nicht aus, um alle Interessierten einbeziehen zu können. Bosnische Frauen haben zusammen mit Nachbarinnen aus der Umgebung Kartoffeln in die Erde gebracht, Narzissen und Vergissmeinicht gepflanzt, Studentenblumen und Tagetes gesät. Für die Kinder ist z.B. immer das Gießen eine ganz große Sache und sie stehen am Wasserhahn Schlange, um ihre Gießkannen füllen zu lassen.
Bei Kaffee und Tee kommen die Mitgärtnernden einfach miteinander ins Gespräch. Wir erfahren vom Garten mit Rosen und Weintrauben, den eine syrische Familie in der Heimat hatte. Wir lernen einen Herrn aus Libyen kennen, der dort jahrzehntelang als Möbeltischler tätig war und sich bei uns fast entschuldigt, dass er wegen seines kaputten Rückens nicht selbst am “Garten der Hoffnung” mitbauen kann. Die Kinder legen Samenkörner in die vorbereiteten Saatrillen und lernen dabei die deutschen Wörter “Radieschen”, “Erbse” oder “Kohlrabi”.
Über uns:
Unsere ehrenamtliche Garten-AG wirkt als Teil der Bürgerinitiative “Allende II hilft!” und besteht – neben den Projekt-Initiatorinnen Brigitte und Petra – zurzeit aus fünf Aktiven. Engen und außerordentlich konstruktiven Kontakt halten wir zum Heimleiter und zur Sachleiterin des Übergangsheims, zum Interkulturellen “Wuhlegarten” Berlin-Köpenick, zum Familien- und Nachbarschaftsprojekt “Die Bude” in unmittelbarer Nähe des Heims sowie zur Bürgerinitiative “Welcome Refugees” aus dem benachbarten Wohnquartier Allende I (dort befindet sich bereits seit 2013 eine Unterkunft für Geflüchtete). Darüber hinaus ist unsere Garteninitiative vernetzt mit dem Gemeinschaftsgarten Allmendekontor (Tempelhofer Felde), dem Forum Stadtgärtnern Berlin sowie dem Netzwerk Interkultureller Gärten Berlin/Brandenburg.
Finanzierung und Unterstützung:
Das Projekt “Garten der Hoffnung” erhält Materialkostenzuschüsse zum Beschaffen von Saatgut, Jungpflanzen, Werkzeug und Baumaterial aus Mitteln der Lokalen Agenda 21 Treptow-Köpenick und der bezirklichen “Kiezkasse”. Unterstützt wird das Projekt auch von der Stiftungsgemeinschaft anstiftung & ertomis, der bundesweiten Koordinierungsstelle für Urbane und Interkulturelle Gemeinschaftsgärten, Reparaturinitiativen, Offene Werkstätten u.a.
Ausblick:
In den kommenden Wochen sollen Schritt für Schritt weitere Hochbeete mit integrierten Sitzbänken auf dem Innenhof zwischen den beiden Containergebäuden entstehen und vielfältig “essbar” besät-/bepflanzt werden. Auch den Eingangsbereich des Heims, die Müllstandsfläche sowie die umzäunten Grundstücksränder wollen wir gemeinsam mit den im Heim Wohnenden und interessierten Nachbar*innen ökologisch vielfältiger und insgesamt einladender für die Nachbarschaft gestalten. Dabei arbeiten wir daran, dass interessierte Heimbewohner*innen zunehmend selbst Verantwortung für “ihren” Garten übernehmen.