Die mehrfach ausgezeichnete Initiative buntkicktgut realisiert in seinen Straßenfußball-Ligen für Kinder und Jugendliche aller Nationalitäten seinen interkulturellen, integrativen und gewaltpräventiven Ansatz. Seit Gründung der Initiative 1997 in München arbeitet buntkicktgut mit einem bottom-up-Ansatz, dessen Schwerpunkte auf Partizipation und Verantwortungsübernahme liegen. Seit 2013 besteht in Berlin ein eigenständiger Liga-Betrieb nach der Methode von buntkicktgut.
Die Angebote der interkulturellen Straßenfußball-Ligen von buntkicktgut in Berlin haben in den vergangenen Jahren große Nachfrage genossen und sowohl an Bekanntheit als auch an Beliebtheit gewonnen. Das maßgeblich von Kindern und Jugendlichen in Eigeninitiative organisierte, kontinuierliche Angebot der Freizeitgestaltung mit dem Medium Fußball wirkt über Neuköllner Kiezgrenzen hinweg. In verschiedenen Altersklassen (U13, U15, U15 Ladies, Ü17) wird von buntkicktgut eine Sommer- und Winter-Liga angeboten, an denen Teams aus Jugendzentren, Schulen, Notunterkünften und freie Teams unter der Anleitung von Street Football Worker*innen teilnehmen können. Organisiert werden die Ligen von den Kindern und Jugendlichen selbst, angeleitet und unterstützt durch Projektmitarbeiter*innen, die den Kindern und Jugendlichen die Basis für ihr selbstständiges Arbeiten bereiten. Kernziel des Projektes ist es, die Diversität der jungen Menschen durch regen Austausch untereinander zu fördern, Berührungsängste abzubauen und mithilfe verschiedener Partizipationsplattformen eine aktive Mitbestimmung im Projekt, an ihrem Alltag und der Gestaltung ihres Kiezes zu ermöglichen.
Die Stärkung und Beteiligung von Kindern und Jugendlichen wirkt sich positiv auf die Integration und (Gewalt-, Sucht-) Prävention aus. Kindern und Jugendlichen aus benachteiligten Bevölkerungsgruppen wird Raum für Teilhabe gegeben und überlassen. Sie werden auf ihrem Weg zu mündigen Bürger*Innen begleitet.
Gleichberechtigung lebt von der Begegnung der Menschen. buntkicktgut schafft den Raum dafür.
Projekt Informationen
Zielgruppe:
Das Angebot von buntkicktgut richtet sich primär an Kinder und junge Erwachsene zwischen 6 und 21 Jahren, Mädchen und Jungen, unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrem sozialen, ethnischen, kulturellen oder religiösen Hintergrund. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf weiblichen Teilnehmerinnen sowie sozialen Randgruppen: Kinder und Jugendliche mit Flüchtlingshintergrund (UMF und Gemeinschaftsunterkünfte für Asylbewerber und Flüchtlinge), aus bildungsfernen Milieus, mit Beeinträchtigungen, Lernschwächen oder Verhaltensauffälligkeiten.
Die aktive Einbindung/Partizipation von und Mitgestaltung durch Kinder und Jugendlichen ist der zentrale Mittelpunkt von buntkicktgut. Um den Kindern und Jugendlichen über das Fußballspielen hinaus Möglichkeiten zur Selbstorganisation und Verantwortungsübernahme zu bieten, beinhaltet buntkicktgut folgende Partizipationsplattformen:
Street Football Work:
Street Football Worker*innen sind Kinder und Jugendliche, die sich in ihrer Freizeit im Projekt engagieren und mit jüngeren Spieler*innen aus ihrer Nachbarschaft, aus Jugendeinrichtungen und Unterkünften ein eigenes Team aufbauen. Dieses wird von Street Football Worker*innen regelmäßig in Eigenregie trainiert und nimmt an einer buntkicktgut-Liga teil. Street Football Worker*innen übernehmen so bei jüngeren Teilnehmer*innen und im Kiez eine wichtige Vorbildrolle. Sie werden von buntkicktgut in Form von Workshops und Schulungen ausgebildet, die sowohl in Berlin als auch an anderen buntkicktgut-Standorten stattfinden. Außerdem findet alle 14 Tage Street Football Work-Meetings statt, in denen Herausforderungen und Erfahrungen ausgetauscht und diskutiert werden. Für ihre Arbeit erhalten die Street Football Worker*innen je nach Einsatz eine Ehrenamtspauschale.
Schiedsrichter*innen:
Die Kinder und Jugendliche tragen durch ihre Mitarbeit als Schiedsrichter*innen zu einem reibungslosen Ablauf der Spieltage bei. Die Kinder und Jugendlichen lernen selbstbewusst aufzutreten und mit Ruhe und Gelassenheit, Regeln durchzusetzen und zu vermitteln. Sie treten als Vorbilder und Vertreter*innen des Fairplay-Gedankens für alle Teilnehmer*innen auf. Durch den direkten Umgang und oft kontroversen Austausch mit den Spieler*innen erlernen die Schiedsrichter*innen soziale Kompetenzen. Da die Mehrzahl der „Schiedsrichter“ aus demselben Milieu wie die Spieler*innen stammen und somit „dieselbe Sprache“ sprechen, kommt deren Rolle eine große Bedeutung beim Konfliktmanagement zu. Bereits auf dem Fußballfeld erfahren die Jugendlichen was es bedeutet, unter einem gewissen Druck Verantwortung für sich und notwendige Entscheidungen zu übernehmen. Neutral und konsequent zu handeln, eine Entscheidung binnen Sekunden abzuwägen und zu fällen, stellt zunächst eine große Herausforderung für neue Schiedsrichter*innen dar. Dadurch wird die Verantwortung der Kinder und Jugendlichen geschult. Sie lernen mit einer Machtposition umzugehen und eine begründbare Autorität zu entwickeln, die ihnen erlaubt, bei Fehlentscheidungen, Protesten und Konflikten Sicherheit zu gewinnen und angemessen zu handeln.
Die Kommunikation bei Konflikten, die Vertrautheit der Schiedsrichter*innen, die Kontinuität des Liga-Geschehens und der hohe Selbstorganisationsgrad sind wesentliche Elemente des gesamten Projektklimas und der starken Identifikation der Projektteilnehmer*innen mit buntkicktgut.
Liga-Rat:
Der Liga-Rat soll die Identifikation und Partizipation der Jugendlichen weiter erhöhen und ein besseres Bewusstsein für gesellschaftliche Herausforderungen/ Strukturen und die Probleme der Liga schaffen. Der Liga-Rat ist die zentrale Institution zur Beteiligung der Jugendlichen bei buntkicktgut. Er soll als demokratisches Gremium sowohl aktiv und reaktiv geschehene Unsportlichkeiten (darunter fällt auch Gewalt verbaler oder physischer Art) sanktionieren als auch präventiv die Gestaltung und Einhaltung des buntkicktgut-Regelwerks mitbestimmen und kontrollieren. Dort werden aktuellen Themen, Herausforderungen, organisatorische Fragen und maßgebliche Entscheidungen bezüglich des Liga-Alltags diskutiert und getroffen. Der Liga-Rat tagt einmal im Monat und besteht aus den Schiedsrichter*innen aller Ligen. Der Liga-Rat ist das zentrale Organ, mit welchem die Kinder und Jugendlichen das Projekt selbst steuern und weiterentwickeln. Die Aufarbeitung unsportlichen Fehlverhaltens gehört zu den wesentlichen Aufgaben des Liga-Rats. Entstehen und Umstände eines Vorfalls werden mit den Teilnehmer*innen diskutiert, Lösungen und Handlungsalternativen besprochen, sowie Konsequenzen und Sanktionen ausgesprochen. Es wird versucht, bisherige eingleisige, durch bestimmte Sozialisationsprozesse entstandene Denkmuster zu durchbrechen und den Kindern und Jugendlichen zu neuen Denkanstößen zu verhelfen. Die Sitzungen werden moderiert von am Projekt beteiligten Mitarbeiter*innen oder von älteren teilnehmenden Jugendlichen. Flexibilität beweist der Liga-Rat durch „ad-hoc Sitzungen“ mit fünf Vertretern verschiedener Teams, die bei Problemsituationen oder „Anträgen“ direkt an Spiel- oder Turniertagen einberufen werden können. Als in mehrerlei Hinsicht effektiv hat sich die zusätzliche Schriftform (‚Brief an den Liga-Rat’) erwiesen. Bei Unsportlichkeiten, Fehlverhalten, Täuschungen oder einfachem Nichterscheinen eines Teams zum Spieltag wird von jedem betroffenen Team eine kurze oder längere schriftliche Stellungnahme erwartet. Damit kann ein Team einen Liga-Ausschluss vermeiden, bleibt bis zur entscheidenden Liga-Ratssitzung spielberechtigt und es ist dennoch sichergestellt, dass bereits eine mentale Auseinandersetzung mit dem entsprechenden Thema stattgefunden hat. Ein wichtiger Nebeneffekt: die Kinder lernen, sich auch in schriftlicher Form angemessen zu artikulieren, Gedanken zu strukturieren und verbessern damit ihre Chancen in Bezug auf schulische und berufliche Anforderungen.
Orga-Teams:
Sowohl in der Liga-Koordination, als auch der Spieltagsleitung und in Event-Crews können Kinder und Jugendliche organisatorische Aufgaben übernehmen und Abläufe aktiv planen und mitgestalten. So zählen die Kommunikation mit den Teams und Einrichtungen; die Dokumentation von Ergebnissen und Meetings in Form von Protokollen; Materialpflege und -bestellung sowie Budgetkalkulation und Personalplanung zu ihren Aufgaben. Hier lernen Kinder und Jugendlichen neben wertvollen Tricks zum eigenverantwortlichen Arbeiten auch Teamgeist und Verlässlichkeit als wichtige Eigenschaften kennen.
Bedarf:
Viele Kinder und Jugendliche in Stadtgebieten mit besonderer sozialer Problemstruktur und hohem Migrant*innen-Anteil sind sich durch das oft sozial schwierige familiäre Umfeld in ihrer Entwicklung überwiegend selbst überlassen. Dadurch orientieren sie sich häufig an ihren Peergroups, die sich gerade in diesen Stadtgebieten hauptsächlich auf der Straße treffen. Dabei kann eine negative Dynamik entstehen, die bis hin zur problematischen Gangbildung mit Merkmalen von Gewaltbereitschaft, Sucht, Delinquenz und Desintegration reicht. In dieser Umgebung haben es Kinder und Jugendliche und insbesondere Mädchen und junge Frauen oft schwer, sich und ihre Persönlichkeit im Sinne einer gesunden Freizeitbeschäftigung selbst zu entfalten. Zwar gibt es in speziellen Jugendeinrichtungen geschützte Räume und Möglichkeiten, sich zu bewegen, doch gerade im Sportbereich sind solche Angebote noch rar. Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken und insbesondere Mädchen und junge Frauen anzusprechen, bietet buntkicktgut mit Straßenfußball einen idealen Ansatzpunkt, da sich die Kinder und Jugendlichen in ihrer vertrauten Umgebung und ihrer jeweils bevorzugten Peergroup aufhalten können. buntkicktgut geht hiermit gezielt auf das grundsätzliche Bedürfnis der Zielgruppe ein, die eigene Identität, Persönlichkeit, Orientierung und Integration in der Gruppe zu erfahren.
Kooperationen:
Schirmherrschaften:
Jérôme Boateng (Fußballer und Weltmeister)
Dilek Kolat (Senatorin für Arbeit, Frauen und Integration)
Oben genannte Personen nehmen an verschiedenen großen Events teil, eröffnen Veranstaltungen, ehren die Teilnehmer und bringen durch ihre Anwesenheit noch mehr lokale Aufmerksamkeit mit sich.
Kinder-& Jugendzentren: u. A. Nachbarschaftsheim Neukölln e.V., Outreach Berlin, Tower, Soko 116, Kreuzberger Musikalische Aktion e.V., Statthaus Böcklerpark: Teams, SFW-Trainings, Spieltags/Event-Stätten, Aktionstage, gegenseitige Unterstützung und Erfahrungsaustausch
NUK für Geflüchtete: u. A. Tempelhofer Flughafen, Malteser, NUK Moabit, NUK Hohenschönhausen: SFW-Trainings, Teams, Workshops
Quartiersmanagement: u.a. Körnerpark: punktuelle Projektfinanzierung, Öffentlichkeitsarbeit, Runde Tische
Projekte und Initiativen: u. A.The BASE Berlin, Give Something Back to Berlin, RheinFlanke Berlin, streetfootballworld, Amandla Edufootball, Champions ohne Grenzen, denk:lokal, Tamaja, tentaja gGmbH, Interkular gGmbH: Netzwerkarbeit, Spieltags/Event-Stätten, Unterstützung und Erfahrungsaustausch, gemeinsame Aktionstage und Großevents, Öffentlichkeitsarbeit
Verbände und Vereine: BFV, Hertha BSC Berlin, FC Internationale, Hürtürkel, Türkiyemspor: Teams und Trainings, Erfahrungsaustausch und Unterstützung
Viele der o.g. sozialen Einrichtungen/ Initiativen etc. profitieren neben den beschriebenen Aktionsbereichen regelmäßig als Teilnehmende von dem Angebot von buntkicktgut Berlin – interkulturelle Straßenfußball-Liga Berlin. Zudem arbeiten die Einrichtungen in Netzwerken zusammen, veranstalten gemeinsame Events, partizipieren von den verschiedenen Hauptangeboten der jeweiligen Einrichtungen. Dadurch Austausch untereinander, Mobilitätserweiterung der Kinder und Jugendlichen. Die interkulturelle Kompetenzentwicklung kann dadurch erheblich gefördert und gefordert werden.
Schulen: Grundschule am Fliederbusch (Neukölln-Rudow), Löwenzahn-Grundschule (Neukölln- Rixdorf), Konrad-Agahd-Grundschule (Neukölln),Rudolf-Wissell Grundschule (Wedding), Carl von Ossietzky Grundschule (Kreuzberg), Alfred-Nobel-Schule (Neukölln) und Rosa-Parks Grundschule (Kreuzberg)
An o.g. Schulen finden regelmäßig Fußball- AG`s statt. Im Rahmen des Projektes „Berlin Kickt“ werden wöchentliche Fußball AG`s für Willkommensklassen angeboten und von den Schulen wahrgenommen. Die Integration dieser AG`s in den buntkicktgut Liga-Betrieb und/ oder Turniere ist angestrebt und bringt eine Vernetzung der Kinder und Jugendlichen untereinander mit sich.
Außerdem gibt es AG´s speziell für Mädchen, um deren physischen und psychischen Fertigkeiten in einem geschützten Rahmen zu fördern. Auch hier ist die Entwicklung perspektivisch die Selbstbehauptung der Mädchen und Bündelung positiver Erfahrungen. Im öffentlichen Stadtbild sind Mädchen selten auf den im Kiez vorhandenen sogenannten Bolzplätzen zu finden. Die Integration der Schul-AG-Teams in den buntkicktgut Ligabetrieb fördert auch hier wieder u.a. Akzeptanz, Mobilität und interkulturelle Kompetenzen.
Zus. Kooperationspartner: Jugendamt Neukölln, Sportamt Neukölln, Integrationsbeauftragte des Berliner Fußballverbandes, Hertha BSC Stiftung, Südstadt e.V., Rütli Campus, Bezirksamt Neukölln, Campus Efeuweg, IRC – International Rescue Commitee Deutschland, Brot und Spiele e.V., Fanprojekt der Sportjugend Berlin, Respect Gaymes – LSVD Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg e.V., Präventionsbeauftragte der Berliner Polizei, Institut for Cultural Diplomacy Berlin
Ziele:
- Miteinander von Menschen, unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrem sozialen oder kulturellen Hintergrund, auf der Basis von offener und aufsuchender Kinder- und Jugendarbeit mit dem Medium Straßenfußball. Den „Berliner Kindern“ aus aller Welt, Deutschen und Kindern und Jugendlichen mit Migrations- und/oder Fluchthintergrund, werden spielerisch interkulturelle soziale Kontakte, Kompetenzen und Verantwortungsbewusstsein vermittelt.
- Förderung von Stärken und Begabungen, Erfahren von Anerkennung, Selbstsicherheit/-vertrauen. Gerade sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche sind von einer solchen Förderung oft ausgeschlossen. Im Sport bietet sich die Möglichkeit dieses Defizit auszugleichen.
- Förderung von sozialen Kompetenzen, z.B. Eigenverantwortung, Kooperation, Konfliktbewältigung: Die Teams stellen sich selbst zusammen und organisieren sich. Sie übernehmen Verantwortung und Aufgaben im Ligabetrieb und bei Turnieren, werden in Entscheidungs- und Gestaltungsprozesse einbezogen
- Mädchenförderung: um die aktive Teilnahme von Mädchen an unserer Straßenfußball-Liga sowie Street Football Work und Liga-Rat zu verwirklichen, setzen wir auf Netzwerkarbeit und Kooperationen in Berlin. So ermöglichen wir den Teilnehmer*innen einen ihnen vertrauten und geschützten Raum, an dem sie sich selbstbestimmt bewegen und ausdrücken können. Gleichzeitig werden sie über die gemeinsamen Plattformen wie Liga-Rat, Spieltage, Ausflüge und Reisen in die täglichen Abläufe von buntkicktgut integriert und somit nachhaltig in die Projektgestaltung eingebunden
- Jugendliche als Multiplikator*innen für Nachwuchs: seit Beginn unserer Arbeit in Berlin ist eine starke Identifikation der Teilnehmer*innen mit dem Projekt erkennbar, insbesondere bei den Teilnehmerinnen. Bei einer Weiterführung ist mit einem Verbleib von vielen Kindern und Jugendlichen mit Vorbildfunktion und somit einer strukturellen Nachhaltigkeit sowohl in der Organisation als auch auf dem Spielfeld auszugehen.
Eine langfristige Bindung gelingt durch die ständige Partizipation der Kinder und Jugendliche und deren damit verbundene aktive Einbindung und Verantwortungsübernahme im geeigneten Rahmen. Jede*r kann gleichberechtigt und aktiv partizipieren und entsprechend der Fähigkeiten und Interessen Aufgaben übernehmen. Alle teilnehmenden Kinder und Jugendlichen haben die Möglichkeit, im Projektrahmen an Workshops, bundesweiten Jugendaustauschreisen und ersten Berührungen im Umgang mit außerschulischen Erfahrungen, die der Berufswelt zuzuordnen sind, zu partizipieren. Aktive Kinder und Jugendliche werden außerdem mit buntkicktgut-Jacken, Hosen, Shirts und Pullovern ausgestattet. Wer an Workshops oder Schulungen teilnimmt erhält ein Zertifikat, Kinder und Jugendliche, die sich länger im Projekt engagieren, bekommen ein Zeugnis ausgestellt. Auch die stetige Einbindung in Entscheidungen und Planungsprozesse im Projektalltag ist für viele eine wichtige Form der Anerkennung. Ein gleichberechtigter Zugang zu den vorhandenen Ressourcen sowie eine demokratisch konnotierte Beteiligung aller Teilnehmenden ermöglicht ein Begegnen auf Augenhöhe. Auf diesem Wege werden unabhängig vom Projekt Berührungsängste und Vorurteile abgebaut. Gerade für Kinder und Jugendliche mit Fluchthintergrund sowie Mädchen und junge Frauen, die oft wenig Beteiligung oder Ausgrenzung erfahren, ist dies eine wichtige Erfahrung. Durch die Übergabe von Verantwortung und das Gefühl gebraucht zu werden und wertvoll zu sein, fördert buntkicktgut aktiv das Selbstbewusstsein der beteiligten Kinder und Jugendlichen. Sie erhalten für ihre Position Jobtitel wie „Spieltagskoordinatorin“ und unterschreiben eigenhändig Urkunden ihrer Liga-Spieltage. Neben diesen formlosen Würdigen ihres Engagements, erhalten die Kinder und Jugendlichen außerdem je nach Einsatz eine Ehrenamtspauschale für ihre Mitarbeit.
buntkicktgut besitzt aufgrund seiner langjährigen Arbeit (München seit 1997, Berlin seit 2013) große Bekanntheit und Erfahrung auf dem Gebiet der Kinder und Jugendarbeit. Das Projektteam in Berlin zeichnet sich durch eine interdisziplinäre Zusammensetzung aus. Zwei MitarbeiterInnen besitzen ein sozialpädagogisches Studium und alle MitarbeiterInnen verfügen über mehrjährige Berufserfahrung in der offenen Kinder und Jugendarbeit in Berlin. Hervorzuheben ist hierbei eine Mitarbeiterin mit jahrelanger Erfahrung im sportpädagogischen Bereich der Mädchenarbeit, speziell in der sozialpädagogischen Arbeit mit dem Medium Fußball.
Indikatoren:
Um eine aktive Beteiligung und eine direkte Mitsprache und Selbstorganisation der Kinder und Jugendlichen zu gewährleisten, initiierte buntkicktgut neben dem kontinuierlichen Liga-Betrieb, eingeteilt in Sommer- und Wintersaison mit jeweils sieben bis zehn Spieltagen in 3 Altersklassen auch die regelmäßig stattfindenden Street Football Work-Meetings (2-wöchentlich) sowie den Liga-Rat (monatlich). Hier konnten sich Kinder und Jugendlichen partizipativ einbringen und waren so maßgeblich am Erfolg der Liga beteiligt. Alle Projekte dienten dem Zweck, die Fähigkeiten und Einstellungen der Teilnehmenden zu fördern und sie zu einer selbständigen und offenen Teilhabe an der Gesellschaft zu befähigen. Durch die Einbindung der Kinder und Jugendlichen bereits in den ersten Schritten der Projektplanung sowie deren nachhaltige Projektanbindung konnten früh positive Identifikationsmöglichkeiten geschaffen werden. Auf dieser Partizipation baut die präventive Wirkung von buntkicktgut auf.
Durch die Etablierung der Liga mit offener Struktur und die aktive Einbindung von Kooperationspartnern (bspw. als Teams und/oder Mitgestalter) konnte ein weites Netzwerk in der Nachbarschaft gefördert werden, das sich kontinuierlich ausweitet. Diese spielerische Vernetzung der sozialen Organisationen auf Bezirks- sowie bezirks-überreifenden Ebene schafft regelmäßig neue Begegnungen auf Augenhöhe und fördert die Gemeinsamkeit.
Der Erfolg und die Attraktivität der Angebote von buntkicktgut zeigt sich im beständigen Interesse von Teams an Liga und Event-Turnieren: Die Anzahl der teilnehmenden Teams in den verschiedenen Altersklassen nehmen beständig zu (2018: U13: 18 Teams; U15: 18 Teams; Ü17: 29 Teams) und seit 2018 wurde eine U15 Ladies Liga (aktuell 6 Teams) aufgebaut. Es nehmen Teams aus Jugendeinrichtungen, Geflüchteten-Unterkünften, aus anderen Organisationen und Projekten sowie freie Teams teil. Die Teams stammen aus den Stadtteilen Neukölln, Kreuzberg, Tempelhof, Oberschöneweide, Lichtenberg, Reinickendorf, Wedding und Moabit und werden durch von buntkicktgut geschulten Betreuer*innen trainiert und zu den Spieltagen begleitet. Ein Highlight ist für die Teams der jährlich stattfindende „buntkicktgut night champions cup“. Am Event mit vielen Zuschauer*innen und Gästen am 4. April 2018 nahmen insgesamt 32 Teams aus ganz Berlin und München teil. Das Interesse am Turnier war sehr groß, weshalb sogar Teams auf nächstes Jahr vertröstet werden mussten.
Die Schulung zu Street Football Worker*innen setzt auf die Förderung von Selbständigkeit und eines gesunden Selbstbewusstseins der Kinder und Jugendlichen. Die Street Football Worker*innen nehmen hierfür regelmäßig an Reisen zu bundesweiten Street Football Work-Netzwerk-Workshops an weiteren buntkicktgut-Standorten teil. Dort gibt es die Gelegenheit eines Austauschs mit anderen Street Football Worker*innen sowie praxisorientierte Schulungen zu Themen wie Teambuilding, Trainingseinheiten oder Konfliktbewältigung und -moderation. Diese Fähigkeiten werden in der alltäglichen Projektarbeit angewendet und weiter vertieft. Aktuell haben wir 25 aktive Street Football Worker, die in ihrer Nachbarschaft Vorbildfunktionen übernehmen und bei Spieltagen und Veranstaltungen die Gelegenheit hatten, ihre erlernten Fähigkeiten zusammen zu präsentieren. Durch monatliche Mitarbeitergespräche wird die Arbeit der Street Football Worker*innen gemeinsam evaluiert und neue Ziele formuliert. Wichtig ist hierbei, dass die Kinder und Jugendlichen zur Reflektion ihres geleisteten Engagements ermuntert werden und sie in ihrem alltäglichen Einsatz unterstützt und begleitet werden.
Die Street Football Worker*innen schaffen durch ihre alltägliche Trainingsarbeit und ihre Organisation sowie Durchführung der Spieltage nicht nur für eine Freizeitbeschäftigung und einen Ort des Miteinanders und der Begegnung, sondern verankern durch ihr positives Vorleben den buntkicktgut-Fairplay-Gedanken bei den Spieler*innen der teilnehmenden Teams. Diese lernen durch gezielte Vorgaben und Rahmenbedingungen einen fairen Umgang mit den eigenen und gegnerischen Spieler*innen, die Bewältigung von Frustration und Konflikten sowie die Organisation des eignen Teams. Gefördert wird das positive und friedliche Miteinander durch eine Fairplay-Wertung, die gleichwertig mit der Spielpunkte-Wertung ist, das heißt, dass die Teams am Ende der Saison sowohl für Spielpunkte als auch für faires Verhalten und Auftreten mit Preisen belohnt werden. Fairplay-Punkte erhalten die Mannschaften durch hierfür geschulte Schiedsrichter*innen und durch die anderen Teams für vorbildhaftes Verhalten, beispielsweise Shakehands vor und nach den Spielen, Entschuldigungen nach Fouls sowie der Umgang mit Rückschlägen. Diese Implementierung des Fairplay-Gedankens und dessen positive Auswirkungen, zeigen sich in einem deutlichen Rückgang an Konflikten und Fehlverhalten bei den Spieler*innen und zwar in zunehmender Intensität, je länger die Teams an Spieltagen und Ligen von buntkicktgut teilnehmen.
Neben den Street Football Worker*innen sind auch die von buntkicktgut ausgebildeten Schiedsrichter*innen für Mitgestaltung des Projekts und die Abläufe der Events von großer Bedeutung. So werden Regeln für Spieltage aufgrund von Erfahrungen infrage gestellt, zur Diskussion frei gegeben und ggf. entsprechend aktualisiert/erweitert. Gleichzeitig halten sie die teilnehmenden Teams während der Turniere und Spieltage zur Einhaltung der Regeln und des Fairplay-Gedankens an. Im monatlich tagenden Liga-Rat werden Probleme und Vorfälle, die sich während der Spieltage ereignet haben, diskutiert und gemeinsam nach Lösungen gesucht. Die beständige Aus- und Fortbildung der Schiedsrichter*innen wird durch spezielle Workshops für neue Schiedsrichter*innen gewährleistet. Beispielweise wurde hierfür im Mai 2018 erfahrende Schiedsrichter vom Standort München für einen Workshop eingeladen.
Die regelmäßig stattfindenden Angebote führen zusätzliche zu spürbaren Entwicklungen der Kinder und Jugendlichen in Sachen Pünktlichkeit, Kommunikation, selbständiges Planen und Organisieren. So werden Turniere und Ausflüge aus der Eigeninitiative der Street Football Worker oder Liga-Koordination geplant und durchgeführt.
Der Erfolg und die Bekanntheit des Projektes werden durch das Pflegen bestehender Kontakte und den Aufbau neuer Kooperationen mit Partnern im Bereich Fußball, Jugend und Soziales gewährleistet. So wurden wichtige Verbindungen zu Initiativen für Geflüchtete geschaffen, die Vernetzung mit anderen fußballorientierten Vereinen/Projekten in Berlin vorangetrieben (u.a. (Give Something Back to Berlin, Champions ohne Grenzen, Sharehouse Refugio, Rheinflanke, Berliner Fußball Verband), Kooperationen mit Schulen und sozialen Trägern angegangen (Südstadt e.V.) sowie neue Kontakte zu Förderern (Sky Stiftung, Jugendamt Neukölln) und der Presse geknüpft. Beispielhaft ist hierfür die Mitbegründung und regelmäßige Teilnahme an den Netzwerktreffen des Fußball Vielfalt Perspektiven Netzwerks zu nennen.
Des weiteren werden alle wichtigen, das Projekt betreffende Informationen und Ereignisse über unsere sozialen Kanäle und über Bezirksverteiler verbreitet. Dies umfasst das Verteilen von Flyern auf Messen und verschiedenen Veranstaltungen, das Bespielen unserer Homepage sowie unserer Facebook- und Instragram-Seiten mit Veranstaltungsankündigungen sowie -einladungen, informativen Berichten, Fotos und Videos. So können die Teams auf unserer Homepage die aktuellen Tabellen einsehen und sich über unsere Street Football Work Trainingsmöglichkeiten informieren.
Nachhaltigkeit:
buntkicktgut ist auf eine nachhaltige Struktur ausgelegt und wird deswegen auch kontinuierlich evaluiert und weiterentwickelt. Konkret findet eine qualitative Erhebung durch Leitfaden gestützte Fragebögen an Jugendämtern und -einrichtungen statt. Darüber hinaus werden Projektreporte verfasst, in denen die Mitarbeiter*innen, teilnehmende Kinder und Jugendliche sowie alle im Projektzeitraum durchgeführten Aktivitäten aufgelistet werden. Durch die kontinuierliche Begleitung und die enge Einbindung der Kinder und Jugendlichen in das Projekt ist eine direkte Feedback Ebene gewährleistet, die für eine stetige dynamische Projektentwicklung erforderlich und wünschenswert ist.
Hindernisse/Probleme
Ein wichtiger Punkt des Liga-Betriebs von buntkicktgut ist die Kontinuität/Regelmäßigkeit, in der Spieltage stattfinden und auf die sich die teilnehmenden Teams verlassen können. Im Sommer ist diese durch die Vielzahl an Bolzplätzen in den Bezirken einfach zu gewährleisten (April-Okt: insg. mind. 9 Spieltage je Altersklasse). Im Winter stellt die Altersbeschränkung in den Sporthallen (nur Kinder und Jugendliche bis 13 Jahre haben Zutritt) allerdings eine große Hürde für den Liga-Betrieb in Berlin dar. Durch die sportinfrastrukturellen Probleme der Stadt Berlin, den Vereinen und Organisationen ausreichend Hallenzeiten zur Verfügung zu stellen, ist die Aufrechterhaltung der Angebote in den Wintermonaten nur schwer möglich. Im Winter 2017 haben wir deshalb durch die Anschaffung und den Aufbau eines Soccercourts im von Tentaja genutzten Hangar 1 des ehemaligen Flughafens Tempelhofs die infrastrukturelle Grundlage für die Fortführung der Ligen in den Wintermonaten selbst geschaffen. Darüber hinaus pflegen wir gute Kontakte zur adidas BASE im Wedding, in der wir unsere Liga-Eröffnungsturniere sowie regelmäßig unsere Ü17-Spieltage abhalten. Unser ganzjähriges Angebot garantiert den ständigen Kontakt zu unseren Teilnehmer*innen und somit auch die Begleitung bei ihrer Entwicklung sowie den permanenten Austausch und Förderung. Unser erklärtes Ziel ist es, unsere Arbeit nach dem bewährten Konzept von buntkicktgut auch in Berlin ganzjährig ausüben zu können – hier sind wir auf die Unterstützung der Öffentlichkeit angewiesen.
Des Weiteren ist buntkicktgut berlin von Fördergeldern/Unterstützern abhängig, da die Angebote nicht von der Zielgruppe selbst bezahlt werden können. Die komplexe Dimension der Liga-Struktur und die kontinuierliche Begleitung der zahlreichen Partizipationsprojekte erfordert viel Koordinationsaufwand und geschultes Personal. Auch wenn der Mehrwert für die Öffentlichkeit von vielen sozialen Partnern und auch der Politik in Berlin bestätigt wurde, hat buntkicktgut bisher (in den letzten 5 Jahren) keine öffentlichen Fördergelder erhalten und wird ausschließlich durch Eigenmittel sowie private (Unternehmens-)Förderungen finanziert. Um auch langsfristig in Berlin aktiv zu sein, benötigt buntkicktgut berlin eine (auch) finanzielle Unterstützung durch die öffentliche Hand.
Präventive Wirkung:
Durch die Partizipation der teilnehmenden Mannschaften können soziale Kompetenzen erlernt bzw. vertieft werden, nicht zuletzt Eigen- bzw. Gruppenverantwortlichkeit und Zuverlässigkeit durch pünktliche, regelmäßige und verbindliche Teilnahme an den Sitzungen. Verstärkt wird zudem die Entscheidungskompetenz der Kinder. Die Teilnehmer aus einem oft schwierigen sozialen Umfeld lernen anhand der möglichst strukturierten Abläufe, wie im Rahmen eines demokratischen Gremiums Entscheidungen entstehen und dass nicht nur das Argument des „Stärkeren“ zählt. Es wird vermittelt, dass die primäre Autorität das Argument ist, ohne sich dabei allerdings die Meinung eines anderen aufzwingen zu lassen. Das Selbstvertrauen der teilnehmenden Kinder und Jugendlichen wird dadurch spürbar gestärkt und trägt seinen Beitrag zur Gewaltprävention bei. Diese Wirkung wurde in mehreren wissenschaftlichen Arbeiten belegt.
Evaluation:
Wissenschaftliche Veröffentlichungen:
http://buntkicktgut.de/historie/veroeffentlichungen
Siehe u.a. Dissertation von Ruth, Schwarzenböck (2016): Integration, Identität und Sport im Migrationskontext – Wirkungsmöglichkeiten pädagogischer Sportangebote am Beispiel der Straßenfußball-Liga ‚buntkicktgut‘
buntkicktgut evaluiert alle Aktivitäten in einem Jahresbericht, hier werden sowohl quantitative Kennzeichen (Teilnahmen an der Liga, durchgeführte Trainingseinheiten, Sonderveranstaltungen, etc). sowie qualitative Merkmale (Entwicklung von Teilnehmern durch Einzelinterviews) erfasst.
Berichte:
Über buntkicktgut wird regelmäßig in den Medien berichtet. Eine Auflistung einiger Veröffentlichung finden sich unter folgendem Link:
http://buntkicktgut.de/presse/pressearchiv
Fokus Berlin:
https://www.morgenpost.de/sport/article213839071/Hartplatzhelden.html
http://buntkicktgut.de/Presse/Pressestimmen/2018/Berliner_Kurier_Ehre_wem_Ehre_gebuehrt.jpg
Siehe u.a. Dissertation von Ruth, Schwarzenböck (2016): Integration, Identität und Sport im Migrationskontext – Wirkungsmöglichkeiten pädagogischer Sportangebote am Beispiel der Straßenfußball-Liga ‚buntkicktgut‘.
Förderung:
buntkicktgut in Berlin wird aktuell durch Eigenmittel der Dachorganisation, private Spenden, Stiftung Deutsches Hilfswerk sowie Nike Europe gefördert. Darüber hinaus gab es Kleinförderungen von Quartiersmanagement Körnerpark sowie der jfsb.
Siehe auch, Auszeichunungen von buntkicktgut:
http://buntkicktgut.de/historie/auszeichnungen
Zukunftsperspektiven:
buntkicktgut strebt eine Fortführung der bisherigen Tätigkeiten in Berlin (Liga-Betrieb), eine Intensivierung der Partizipationsprojekte sowie eine räumliche Ausweitung auf mehrere Kieze und Bezirke an. Es gilt als bewiesen, dass die Methode von buntkicktgut skalierbar/übertragbar ist (1997 in München gegründet, mittlerweile bestehen eigenständige Straßenfußball-Ligen nach der Methode von buntkicktgut in Berlin, Dortmund, Düsseldorf, Niederbayern, Hamburg, Ludwigshafen am Rhein, Oberschwaben, Zürich und Basel). Hierbei gilt es zu beachten, dass die Kernmethode durchzuführen ist, jedoch an die lokalen Eigenheiten und Realitäten anzupassen ist. Durch die stetig steigenden Teilnehmerzahlen in Berlin versprechen wir uns auch für die kommenden Jahre einen quantitativen sowie qualitativen Wachstum in Berlin (anhängig von den Förderungen für den Standort).