Zielgruppe/Institutionelle Einbindung:
Das Projekt „Cool bleiben, Respekt zeigen!“ wird in geschlechtsspezifischen Gruppen der Klassen 5 bis 10 an verschiedenen Grund – /und Förderschulen angeboten.
Projekt Informationen
Kontinuität/Umfang:
Die Klassen bekommen regelmäßig alle ein bis zwei Wochen eine Trainingseinheit entweder über das ganze Schuljahr verteilt oder mit einem Trainingskonzept von 6 – 10 Terminen pro Klasse, um mehrere Klassen erreichen zu können. So wird das soziale Lernen ein wichtiger Teil des Schulalltags und des Erlebens.
Projektbeschreibung:
Mit Biografie- und Zukunftsarbeit, Theaterpädagogik und kooperativer Gruppenarbeit ( Spiele, Musik, bildnerisches Gestalten) erweitern die Kinder und Jugendlichen ihren Handlungsspielraum. Sie lernen neue Blickwinkel kennen und entwickeln konstruktive Alternativen in der Gestaltung ihres Alltags.
Die geschlechtsspezifische Gruppenteilung, ( weibliche Trainerinnen für die Mädchen/ männliche Trainer für die Jungen einer Klasse), ermöglicht den Jugendlichen Themen zu betrachten, die ihnen peinlich sind, die zu Unsicherheiten, zu Abwertungen führen und gerne hinter Prahlereien versteckt werden. So können die Themen des sozialen Zusammenlebens und der Identitätsfindung in einem geschützten Rahmen besprochen, erprobt und erfahren werden.
Konflikte werden frühzeitig erkannt und gewaltfrei bearbeitet. Erlebnisse von Gewalt können reflektiert, die Konflikte dahinter beachtet und friedliche Lösungsmöglichkeiten
erprobt werden. So wird der respektvolle Umgang miteinander erfahren und in die individuelle Lebenswelt integrierbar.
Mit den diversen Methoden erweitern die Jugendlichen ihr Ausdrucksvermögen, entwickeln Sensibilität für eigene Bedürfnisse und die von Anderen, sie lernen zusammen zu arbeiten, Hilfe anzunehmen und anzubieten.
Dieser Erfahrungsspielraum wird durch gemeinsame Termine von Mädchen - und Jungengruppen erweitert um sowohl die Klassengemeinschaft als auch bewusstes Verhalten gegenüber dem anderen Geschlecht zu stärken. (geschlechtergerechte Koedukation).
Alle unsere Mitarbeiter bringen Erfahrung aus einem kreativen künstlerrischen Arbeitsfeld , wie Bildende Kunst, Theater, Musik oder Literatur mit. Diese Erfahrung, spontan kreativ auf eine Situation zu reagieren fördert eine außergewöhnliche Qualität unserer entwicklungsorientierten Arbeit zu Tage.
Unsere Methoden und Konzepte werden in intensivem Austausch miteinander entwickelt und durch die Einbeziehung der Lehrkräfte sowie der Kinder und Jugendlichen ständig optimiert. Die Möglichkeit so vielseitig und einfühlsam auf die Kinder und Jugendlichen einzugehen, lässt uns immer wieder überraschende und schöne Erfahrungen machen.
Einzelne Erfahrungsbeispiele:
Mädchen
Besonders in der Mädchenarbeit zeigt sich wie der Körper, das Körpererleben eine besondere Grundlage bilden, um die Mädchen in ihrer Weiblichkeit zu stärken. Die Kontaktaufnahme zum eigenen Körper versuchen wir über Bewegung, z.B.: Yoga , Spiele und Sinnerfahrungen zu unterstützen. Innerhalb dieser „bewegten Einheiten“ zeigen sich besonders deutlich Hemmungen, Scham, motorische Fähigkeiten und der Umgang mit dem eigenen Körper und Körpergrenzen.
Das „bewegte Ankommen“ war anfangs als Warm up gedacht. Unsere Überraschung war groß: Nachdem die erste Scheu überwunden war, beginnen die Mädchen in angeleiteten Übungen eigene Körperteile, wie die Füße zu berühren, die sie sonst missachten. Über das konzentrierte Hinführen zur Übung und dem bewußt eingeleiteten Nachspüren können sie Körperveränderungen wahrnehmen und artikulieren . “ Meine Füße sind jetzt ganz weit und leicht, wie als würde Luft durch gehen“. Diese Wahrnehmungen scheinen wie kleine Zaubereien, die die Mädchen mutiger machen Übungen auszuprobieren, die ihnen unbekannt sind. Und uns Trainerinnen lächeln lassen, weil wir sehen können, wie sie vorsichtig beginnen sich zu spüren, wahrzunehmen, Grenzen zu erkennen und zu setzen.
Jungen
Ursprünglich sind wir mit den Jungs in den Musikraum gegangen um mit gemeinsamen Trommeln die Kommunikation und Teamfähigkeit zu stärken. Doch sehr schnell entwickelten sich aus dem kreativen und ohrenbetäubenden Chaos unterschiedliche Spiele, mit denen wir versuchten das Ausdrucksbedürfnis mit dem Bedürfnis gehört zu werden in Einklang zu bringen.
Beim Pianistenspiel saß jeweils ein Kind am Klavier, während die Anderen das Publikum spielten. Der Pianist, ohne irgendwelche Kenntnisse des Instruments, ließ sich durch ein vorher ausgewähltes Bild als Notenblatt inspirieren und begann frei zu improvisieren. Dabei entstanden schöne und ausdruckstarke Momente aber zu unserem großen Erstaunen suchten sich manche der wildesten und unruhigsten Jungen die stillsten und romantischsten Bilder aus. Kinder, die sonst kaum fünf Sekunden auf der Stelle sitzen können entlockten dem Klavier minuten lang die meditatifsten Klänge und waren dabei so vertieft in Ihr eigenes Spiel und die Wirkung der Musik, dass wir sie kaum noch von den Tasten weg bekommen konnten.
Die biographische Arbeit mit den Jungen hat erlaubt ihre persönliche Wünsche zum Ausdruck zu bringen und mit realen und möglichen Lebensperspektiven in Verbindung zu bringen. Nach einer kurzen Diskussionsrunde haben wir sie darum gebeten, ihren zukünftigen Wohnort, dann ihren Arbeitsplatz zu zeichnen. In den meisten Fällen sind sie zum ersten mal darauf gekommen, dafür klare Ideen und Bilder zu finden. Die individuelle Beschreibung jedes enzelne Bild vor der Gruppe hat einen Austausch zu dem Thema mit der Gruppe und mit der Lehrerin eröffnet.