»Meine Stadt, mein Bezirk, mein Viertel, meine Gegend, meine Straße, mein Zuhause, mein Block/ Meine Gedanken, mein Herz, mein Leben, meine Welt reichen vom 1.
Projekt Informationen
bis zum 16. Stock«, heißt es in Sidos Song “Mein Block”, der das Märkische Viertel 2006 bundesweit bekannt machte. Der Film “Ghetto ist immer woanders” beginnt mit diesen Zeilen. Sie werden nicht von Sido gerappt, sondern von Jugendlichen vorgelesen, die im Anschluss daran fragen: Ist es so, wie Sido da singt? Ist das Märkische Viertel ein Ghetto?
In Sidos Text ist das Märkische Viertel bevölkert von Männern, die im Gefängnis waren und Frauen, die sich prostituieren, alle nehmen Drogen und sind irgendwie gefährlich, irgendwie anders, irgendwie unheimlich. Das Märkische Viertel hat es in den letzten Jahren immer mal wieder in die Schlagzeilen geschafft, und wer die Berichterstattung ein bisschen verfolgt hat oder eben Sidos Texte kennt, der mag den Eindruck bekommen, man könne kaum einen Fuß in den Berliner Bezirk setzen, ohne dass einem etwas zustößt.
„Ghetto ist immer woanders“ ist das Ergebnis der Auseinandersetzung der Gruppe „Alle in einem Boot“ mit den Themen Rassismus, Antisemitismus, Sexismus, Homophobie und der Frage, wie Diskriminierungsmuster funktionieren und reproduziert werden. Diesen Fragen wird vorsichtig auch im Film nachgegangen, in dem die Jugendlichen merken, dass das Bild vom Märkischen Viertel als Ghetto nicht mit der Wahrnehmung der dort lebenden Menschen übereinstimmt. Die Aussagen der Passanten, die die Jugendlichen im Film zum Leben „in MV“ interviewen, lassen die Nachwuchsfilmemacher fragen: Wem nützt es, wenn man ein Ghetto hat? Eines der Mädchen überlegt im Film, ob die Menschen so erzogen seien, dass „immer irgendjemand Schuld hat”. Und ein anderes ergänzt, dass die Schuld immer auf diejenigen geschoben wird, die „ein bisschen anders” sind. „Der Film verweist indirekt auf Erfahrungen mit Vorurteilen und Ausgrenzung, denen Menschen ausgesetzt sind, weil sie z.B. in einem Stadtteil wohnen, der einen bestimmten Ruf über die Grenzen Berlins hinaus hat“, kommentiert Andrés Nader von der Amadeu Antonio Stiftung.
Das ist ein Projekt von „Alle in einem Boot“ aus dem Trapez e.V. in Zusammenarbeit mit der Amadeu Antonio Stiftung als Projektträger. In der Gruppe „Alle in einem Boot“ sind jugendliche Spätaussiedler/innen, Migrant/innen und andere Jugendliche aus dem Bezirk Reinickendorf vereint. Das Projekt wurde gefördert durch das Bundesprogramm „VIELFALT TUT GUT. Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie“ im Rahmen des Lokalen Aktionsplans Reinickendorf.