Wir vom IGJAD e.V. führen verschiedene Projekte im Zusammenhang mit taub-jüdischer Geschichte in Deutschland durch. Zur Zeit handelt es sich um das Projekt „Inklusive Unterrichtsmaterialien über Deaf Holokaust, dt. taube Juden und taube Nazis in Dt. Gebärdensprache“. Wir erstellen Unterrichtsmaterial in Deutscher Gebärdensprache zum Themenkomplex taube Juden und taube Nazis. Dieses Material gibt es bis jetzt noch nicht, und die Auseinandersetzung der tauben Schüler mit der NS-Vergangenheit aus ihrer eigenen Perspektive und in ihrer eigenen Sprache wird, so lautet das Unterrichtsziel, zu mehr Respekt und Weltoffenheit im Umgang mit den Mitmenschen führen. Vorurteilen, Antisemitismus und Extremismus sollen dadurch vorgebeugt werden. Die Gegenwart soll durch die Vergangenheit erhellt werden im Sinne eines “Nie Wieder,” für eine bessere Zukunft und im Sinne von Vielfalt ebenso in der Mainstream-geschichtsunterricht und -forschung implementiert bzw. im Sinne von Inklusion einbezogen werden.
Projekt Informationen
Interessengemeinschaft Gehörloser Jüdischer Abstammung in Deutschland e.V. (IGJAD)
Mark Zaurov
Das Vereinsziel ist es, die Erinnerung an taube jüdische Menschen, die früher in Berlin gelebt haben, nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, sondern ihr Andenken zu bewahren. Auch ist unser Ziel das Wissen und den Bereich bzgl. dem Holokaust und Juden um die Geschichte der tauben Juden zu erweitern, die bislang außer Acht gelassen wurde. Wir treten die Nachfolge des 1896 gegründeten Vereins für taube Juden, der bis 1937, also über 40 Jahre lang existierte, bis das Nationalsozialistische Regime ihn auflöste. In diesem Sinne organisieren wir Veranstaltungen, Tagungen, Stolpersteine, tragen uns mit dem Ziel, ein Mahnmal zu initiieren. Ein erster Schritt setzten wir um mit der Einsetzung einer digitalen “grüne” Info-Tafel in Dt. Gebärdensprache (DGS) und internationale Gebärdensprache (IS) in Rosenstr. 2-4. Wir setzen uns für die Gleichstellung tauber Juden mit hörenden Juden ein, z. B. die Stiftung Denkmal der Ermordeten Juden hat keine Informationen über taube Juden in ihrer Ausstellung. Daher bemühen wir uns darum, das Schicksal und Leben tauber Juden präsent zu machen, sowohl für die gesellschaftliche Öffentlichkeit, als auch für Forschung und Wissenschaft. Wir tragen dazu bei, antisemitische gesellschaftliche Tendenzen zu reduzieren und eine inklusive Gesellschaft zu gestalten. Beispielsweise organisierten wir in Berlin die 6. Deaf History Tagung mit dem Schwerpunkt auf tauben Juden. Diese internationale Tagung an der Humboldt Universität bot Panels zu unterschiedlichen Themen wie taube Mitglieder der Hitlerjugend G, Zwangssterilisation, Verfolgung tauber Juden und ihr Schicksal im KZ. Diese Auffächerung in die unterschiedlichen Themenbereiche wandte sich gegen die tendenzielle Vermischung der Geschichte tauber Juden mit dem “Aktion T4″.
Das Projekt wird u.a. gefördert vom Berliner Senat für Bildung, Jugend und Wissenschaft, der JCC und bpb. Es steht unter dem Motto der Inklusion und ist auch für den Hochschulbereich interessant. So soll Wissen über die Geschichte und Kultur der Gehörlosen nicht nur unter die gehörlosen Schüler und Studenten, sondern auch der hörenden Schüler, Studenten und Wissenschaftlern sowie Dolmetschern gebracht werden, ebenso das Fachvokabular in Gebärdensprache. Dieses Projekt ist unser Beitrag zur Vielfalt, Toleranz und Respekt unseres weltoffenen Berlins.