Sonay soziales Leben e.V. befähigt Senior:innen und Jugendliche dazu, sich gegenseitig zu unterstützen und von einander zu lernen, z.B. durch digitale Bildung für Senior:innen – von Jugendlichen oder Berufsorientierung für Jugendliche – von Senior:innen.
Kurzbeschreibung
Sonay bedeutet so viel wie: Der Punkt, an dem sich Ende und Anfang treffen. Und dieser Punkt sind wir.
„Mein Großvater hatte mit 75 Jahren plötzlich einen Schlaganfall. Das war für ihn sehr dramatisch, denn er war sein ganzes Leben lang Bauer. Von morgens bis abends arbeiten, das war seine Identität. Das hat er geliebt. Und dann ging das plötzlich nicht mehr. Was folgte, war eine schwere Krise für ihn. Doch in meinem Kopf brannte sich eine Vision ein: Wäre es nicht wunderbar, wenn mein Opa im Rollstuhl sitzend Jugendlichen zeigen könnte, wie man Kartoffeln anpflanzt!?“
Jonas, Gründer von Sonay
Mit dieser Motivation gründeten wir 2022 Sonay soziales Leben e.V.. Ein Jahr später zeigten die ersten Senior:innen in unseren Workshops Jugendlichen ihren früheren Beruf. Doch dabei bleib es nicht. Bei Sonay geben auch Jugendliche ihr Wissen an Senior:innen weiter, z.B. indem sie den Senior:innen zeigen wie Smartphones funktionieren. Unsere Vision: Eine Gesellschaft, in der die Erfahrungen von Senior:innen und Jugendlichen genutzt und gefördert werden. In der beide Gruppen die Unterstützung erhalten, die sie brauchen. Eine Gesellschaft, in der sich Senior:innen und Jugendliche gegenseitig helfen und voneinander lernen.
Projekt Informationen
In Deutschland stehen Millionen von Menschen vor der gleichen Herausforderung wie Jonas´ Großvater: Auch wenn der Eintritt in die Rente als etwas Wunderbares und Leichtes gilt (die langersehnte Freiheit / machen, was ich will), markiert das Ende des Berufslebens für jährlich etwa 1,5 Millionen Menschen einen Lebensübergang, der schwer ist. Wer bin ich eigentlich ohne meinen Job? Was soll ich jetzt machen? Was will ich in meinem Leben überhaupt noch tun? Viele Menschen geraten in eine Krise. Dies wird oft dadurch verstärkt, dass die sozialen Kontakte fehlen, wenn die Arbeit wegfällt. Partner:innen und Freunde sterben. Alleine in Berlin leben 200.000 Personen über 65 vollkommen alleine.
Bei Sonay finden die Senior:innen einen Ort, an dem sie nicht alleine sind. Hier werden sie gebraucht. Sie können ihre Erfahrungen und ihr Wissen an Jugendliche weitergeben, z.B. indem sie den Jugendlichen ihren früheren Beruf in Workshopformaten zeigen. Das Engagement bei Sonay führt zu vielen wunderbaren Effekten: Die Senior:innen haben soziale Kontakte, sie fühlen sich gebraucht und sie sind in Bewegung. Wäre dieser Bericht ein Förderantrag, würden wir auf die Frage, welchen sozialen Themen wir uns widmen, als erstes ankreuzen: „Verbesserung der Teilhabe von Senior:innen“. Ganz ähnlich wie den Senior:innen bei Renteneintritt geht es bemerkenswerterweise Jugendlichen am Ende ihrer Schulzeit. Auch hier heißt es: „Freiheit und Selbstbestimmung! Endlich machen, was ich will!“ Aber was ist das eigentlich? Der Eintritt ins Erwerbsalter geht (genauso wie dessen Austritt) einher mit großen Veränderungen und ebenso großen Herausforderungen: Wer bin ich? Was soll ich jetzt machen? Was will ich in meinem Leben überhaupt tun? Sonay bietet Jugendlichen zwei Dinge: Erstens können sie an berufsorientierenden Angeboten von Senior:innen teilnehmen. Dabei entdecken sie ihre Talente und merken, welche Arbeit ihnen Spaß macht. Der Austausch mit den Senior:innen über den Berufsalltag und deren Erfahrungen hilft den Jugendlichen zudem dabei zu entscheiden, welche berufliche Karriere sie einschlagen möchten.
„Wenn Schule so wäre, würde ich so viel lernen!“ Daniel (15), Projektteilnehmer
Bei Sonay geben aber nicht nur die Senior:innen ihr Wissen weiter, sondern auch die Jugendlichen. Zum Beispiel indem sie Senior:innen zeigen, wie Smartphone, Tablet und PC funktionieren. Als „Digital Coaches“ sind sie an vielen Standorten regelmäßig im Einsatz und bieten digitale Sprechstunden, Kurse und Einzelberatungen für Senior:innen an. Dabei merken die Jugendlichen: „Hey, ich hab was drauf und ich kann mit meinen Fähigkeiten etwas Positives bewirken!“. Im Förderantrag ließe sich jetzt „Berufsorientierung“ und „Förderung des sozialen Engagements von Jugendlichen“ ankreuzen. Als drittes stärken wir mit unserer Arbeit ein soziales Thema, welches vor allem in Großstädten stark vernachlässigt ist: den „generationsübergreifenden Zusammenhalt“. Was das sein soll? In unserem Fall ist es simple.
- Senior:innen und Jugendliche begegnen sich in unseren Projekten. Dabei reden sie miteinander. Die andere Seite hört zu. Das sorgt für Verständnis.
- Senior:innen und Jugendliche bringen sich gegenseitig etwas bei. Dabei lernen sie voneinander. Das sorgt für Wertschätzung.
- Senior:innen und Jugendliche helfen sich. Dabei erfahren sie Unterstützung voneinander. Das sorgt für Verbundenheit.
Was machen wir konkret und welche Aktivitäten führen wir durch? Um einige konkrete Einblicke in unsere Arbeit zu geben, beschreiben wir im Folgenden zwei Ansätze, welche aus den 12 Projekten unserer ersten 12 Geschäftsmonaten entstanden sind.
1. Berufsorientierung für Jugendliche von Senior:innen Inspiriert durch Jonas´ Großvater, verwirklichen wir seit April 2023 Projekte, in den Senior:innen Jugendlichen ihren früheren Berufe in Workshops zeigen. Besonders berührend ist in diesen Projekten der Kontakt zwischen den Jugendlichen und Senior:innen. Gerade Jugendliche die als „schwierig“ bezeichnet werden, die sonst oft laut und teilweise gewaltvoll agieren, gehen mit den Senior:innen ganz sanft um, hörten ihnen zu und lassen sich Anweisungen geben. Diese Erfahrung war auch für die Förderstiftung “Stiftung Pfefferwerk“ so bedeutsam, dass sie das Projekt im Anschluss an unser erstes Modell mit uns nicht nur verstetigten, sondern um das sechsfache Volumen skalierten. Das Nachfolger-Projekt „Schnuppertage Handwerk“ startet im April 2024. An ihm werden 300 Schüler:innen und vier Senior:innen teilnehmen.
2. Bildungs- und Teilhabeangebote für Senior:innen von Jugendlichen Seit Mai 2023 haben wir 20 Jugendliche zwischen 14-17 Jahren zu „Digital Coaches“ und „Teilhabehelfer:innen“ ausgebildet. Das Prinzip ist folgendes:
- Die Jugendlichen nehmen an einer 42-stündigen Schulung teil, in der sie lernen, Angebote für Senior:innen zu planen und durchzuführen.
- Die Jugendlichen entwickeln in der Schulung eigene Angebote für Senior:innen, welche sie im Abschluss an die Schulungen regelmäßig unter Begleitung unserer pädagogischen Mitarbeiter:innen durchführen.
So sind durch die 20 Jugendlichen seit Herbst 2023 neun tolle Angebote für Senior:innen in Berlin entstanden. Dabei waren z.B.:
- Gemeinsam statt einsam! – Auch Senior:innen brauchen Freunde ist das Motto der regelmäßigen Kennenlernnachmittage für Senior:innen von Jugendlichen.
- Digitale Sprechstunde für Senior*innen – Jugendliche helfen Senior:innen im Umgang mit Smartphone und Co.
- Lebensgeschichten. Eine Buchwerkstatt für Senior*innen – Hier lernen Senior:innen von Jugendlichen ein eigenes Buch zu binden und im Anschluss die Geschichte ihres Lebens in dieses zu schreiben.