Voices4 Berlin ist eine inklusive, in Berlin ansässige Gruppe von LSBTQIA+ Menschen, die ihre Privilegien nutzen, um die globale queere Befreiung durch gewaltfreie direkte Aktionen aktiv zu fördern. Sie wurde als Reaktion auf die gezielte, organisierte Verfolgung homosexueller Männer in Tschetschenien gegründet.
Unser gemeinsames Ziel ist der weltweite Schutz von queeren Menschen vor Verfolgung, Diskriminierung und Bigotterie sowie die Anerkennung und Durchsetzung der damit einhergehenden Rechte und Verpflichtungen. Unsere Zielgruppen sind (1) queere Menschen, deren Rechte und Existenz(en) aufgrund queerfeindlicher Stigmatisierung, Angriffe etc. (akut) bedroht werden, und (2) die Gruppe queerer Menschen, die diesen Entwicklungen durch die Projektarbeit innerhalb von Voices4 Berlin aktiv entgegenwirken. Als sekundäre Zielgruppe sehen wir die Öffentlichkeit, die durch die jeweiligen Aktionen adressiert und zum Handeln aufgefordert wird.
Voices4 Berlin setzt auf die initiatorische und multiplikatorische Wirkung seiner aktivistischen Projektarbeit. Beide Wirkweisen basieren auf dem Konzept der Sichtbarmachung und Verstärkung von queeren Menschen, Positionen und Stimmen, die oft ungehört und übersehen bleiben. Durch direkte gewaltfreie Aktionen in öffentlichen und sensiblen Räumen wirkt das Projekt aktiv auf die Sichtbarmachung und Einhaltung von LSBTQIA+-Rechten/Menschenrechten und gesamtgesellschaftlichen Themenkomplexen ein und fördert so eine pluralistische, inklusive, zukunftsfähige Gesellschaft.
Wir sind ein offenes und dynamisches Kollektiv und haben deshalb keine Sprecher*innen, Präsident*innen oder feste Leiter*innen. Jede Aufgabe ist offen für alle und die Teilnahme und Mitwirkung aller Mitglieder ist explizit erwünscht.
Für einzelne Aktionen oder Anliegen sowie permanente Aufgaben wie die Öffentlichkeitsarbeit in den sozialen Medien und in Form von etwaigen Pressemitteilungen werden Untergruppen gebildet, die teils temporär und teils auf Dauer angelegt sind und im Bedarfsfall weitere, digitale oder analoge Zusammentreffen planen. Die in diesen kleineren Ad-hoc-Arbeitsgruppen geklärten Detailfragen sowie die jeweiligen Planungen etc. werden in den Sitzungen der gesamten Gruppe vorgestellt.
Projekt Informationen
Der Gründung von Voices4 Berlin geht der Zusammenschluss von queeren Aktivist*innen in New York zur ursprünglichen Voices4-Gruppe voraus. Diese Gruppierungen verständigten sich auf einen gewaltfreien, schnell agierenden Aktivismus, der als direkte Reaktion auf die gezielte, staatlich organisierte Verfolgung von queeren Menschen in Tschetschenien (Russland) zu verstehen war und ist.
Von der ursprünglichen, sich ab dem Jahr 2017 in New York formierten Gruppe Voices4 ging eine Strahlkraft aus, die den Nährboden für eigenständig agierende, überparteiliche, aktivistische Gruppen von LSBTQIA+ Menschen in anderen Städten bereitete. Die Gründung des Projektes Voices4 Berlin im Jahr 2019 ist somit eine weitere (direkte) Reaktion auf die anhaltende Situation in Tschetschenien. Homosexualität wird in mehreren Ländern mit dem Tod bestraft und in vielen weiteren Ländern kriminalisiert. Die Anzahl der queerfeindlichen Gewaltverbrechen(auch in Berlin stiegen die Zahlen im Jahr 2023 drastisch an!) ist so hoch wie nie zuvor und LSBTQIA+ Menschen werden von Gesundheitsdienstleistern und -einrichtungen häufig unangemessen und minderwertig behandelt. Heterosexuelle, gleichgeschlechtliche Menschen entscheiden über Gesetze, die unsere Identitäten und Körper kontrollieren und unsere Sicherheit und unser Leben bedrohen.
Das von anderen Organisationen und Parteien unabhängige sowie demokratische Agieren von Voices4 Berlin basiert grundlegend auf der Abhaltung eines allgemeinen, allen Mitgliedern des Projektes zugänglichen, wöchentlichen Plenums, das hybrid (digital und analog) durchgeführt wird und der Koordinierung aktueller und zukünftiger Aktionen, Vernetzung und Entscheidungsfindung dient. Beschlüsse fassen wir einstimmig, Mehrheitsentscheidungen treffen wir nur, wenn dies praktisch und unstrittig ist. Alle strukturellen und inhaltlichen Entscheidungen stehen dabei unter der Prämisse bzw. dem Handlungsaufruf, der das gemeinsame Ziel der Gruppe abbildet: den weltweiten Schutz von queeren Menschen vor Verfolgung, Diskriminierung und Bigotterie sowie die Anerkennung und Durchsetzung der damit einhergehenden Rechte und Verpflichtungen einzufordern und andere Organisationen und Akteur*innen zu unterstützen.
Wir sind als Verein organisiert und stehen in keiner Verbindung zu politischen Parteien oder Organisationen. Der Projektarbeit von Voices4 Berlin liegt ein Gefühl der wechselseitigen Verantwortung und Solidarität queerer Menschen füreinander zugrunde. Im Rückgriff auf diese Prämisse bzw. den bereits genannten Handlungsaufruf richtet sich unsere Arbeit vor allem an LSBTQIA+ Menschen, aber natürlich ebenfalls an heterosexuelle, cisgeschlechtliche Verbündete. Dieses Verständnis der wechselseitigen Verantwortung und Solidarität bildet nicht nur das Fundament der Arbeit von Voices4 Berlin, sondern markiert darüber hinaus auch die primäre Zielgruppe des Projektes, die sich in zwei weitere Gruppen subsumieren lässt: Einerseits die Gruppe queerer Individuen, deren Rechte und Existenz(en) aufgrund queerfeindlicher Stigmatisierung, Angriffe etc. sowie der Aberkennungen und Verweigerung grundsätzlicher Menschenrechte (akut) bedroht werden, sowie andererseits die Gruppe von queeren Menschen, die diesen Entwicklungen durch die Projektarbeit innerhalb von Voices4 Berlin aktiv entgegenwirken. Die sekundäre Zielgruppe unserer Arbeit bilden die diversen Adressat*innen der durch Voices4 Berlin durchgeführten, gewaltfreien Aktionen, wie zum Beispiel Passant*innen bei Demonstrationen, Teilnehmende bei Aktionen und Informationsveranstaltungen und die weitere Öffentlichkeit in den (sozialen) Medien.
Unsere Aktionen bzw. Teilprojekte lassen sich grob im Hinblick auf ihre initiatorische oder multiplikatorische Wirkung aufteilen. So konzipieren wir einerseits selbst Aktionen und Teilprojekte und führen diese im Sinne unseres bereits dargelegten Grundsatzes durch. Zu diesen Aktionen und Teilprojekten zählten bisher beispielsweise die Aufnahme und Betreuung von queeren Geflüchteten, Organisation von Demonstrationen/ Mahnwachen/ Informationsveranstaltungen/Thementagen (Trans Day of Visibility) sowie die Durchführung von Spendensammlungen und einer monatlichen KüfA (Küche für Alle). Andererseits planen wir Aktionen und Teilprojekte mit multiplikatorischer Wirkung, bei denen wir an analogen und/oder digitalen Aktionen anderer Voices4-Sektionen oder weiterer externer Organisationen teilnehmen und diese nach Möglichkeit und Bedarf unterstützen. Dazu zählen z. B. Pride-Veranstaltungen, Petitionen, Demonstrationen, Performances und Gedenkveranstaltungen.