Am 29. April war Ratschlagsmitglied Mo Asumang zu Gast am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Die Präsidentin des WZB, Jutta Allmendinger, lud in ihrer Gesprächsreihe „Starke Stimmen für Vielfalt“ Gäste ein, die ihre Stimme erheben. So ist es keine Überraschung, dass Mo Asumang, Trägerin des Bundesverdienstkreuzes, auf der Bühne stand und über ihren Weg zu sprach sowie mit der Moderatorin und dem Publikum ins Gespräch kam. In den Dialog gehen ist die Superpower von Mo Asumang. Dies erfuhr das Publikum anhand von Ausschnitten aus ihrem preisgekrönten Dokumentarfilm „Die Arier“, der großen Anstoß für viele Fragen bot.
Es wurden Szenen gezeigt, etwa wie Mo Asumang eine Demo der „Jungen Nationalen“ und eine weitere der „NPD“ besucht und versucht mit den Demonstrierenden ins Gespräch zu kommen. Zur Bundestagswahl 2009 hatte die NPD einen „Fünf-Punkte-Plan zur Ausländerrückführung“ veröffentlicht – vor dieser menschenverachtenden Menge die Ruhe zu behalten und sich dem Dialog zu stellen, verdient höchste Anerkennung! Die Frage aus dem Publikum, ob Mo Asumang bei den Demonstrierenden als Last wahrgenommen wurde, bejahte sie. Der Grund dafür sei Angst. Die Angst, die eigene Ideologie zu verlieren. Ein Dialog würde etwas anstoßen, gar verändern, deshalb hätten die meisten Rechtsextremen genau vor dieser Veränderung Angst. Sie würden lieber in ihrem Hass bleiben wollen.
Die Notwendigkeit des Dialogs ist Mo Asumang ein Herzensthema. Der 2022 von ihr und Frank Labitzke gegründete Verein mo:lab setzt dort an. In Workshops und Trainings soll ein konstruktiver Umgang mit demokratie- und pluralismusfeindlichen Haltungen und Verhaltensweisen geübt werden, der Respekt darf hierbei nie zu kurz kommen.
Sei es beim Alltagsrassismus, der sich wie kleine Nadelstiche auf derselben Stelle anfühle, oder im Kontakt mit Extremen – wir müssen darüber und miteinander sprechen. Hierfür bräuchte es mehr Menschen, die kleine Schritte machen und den Dialog führen. Das sei ein Weg, es gebe aber tausend andere, sich für die Demokratie und gegen menschenverachtende Parolen und Handlungen einzusetzen. Natürlich ist es eine schwierige Angelegenheit, solche Parolen überhaupt zu hören. Durch das bloße Zuhören werden diese aber nicht unterstützt. Man könne trotzdem sagen „Ich teile deine Meinung nicht. Aber wie bist du denn dahingekommen?“ Das allein sei schon schwierig, die meisten Menschen, die solche gewaltvollen Aussagen hören, würden schließlich hochrot werden. Es sei aber keine unmögliche Aufgabe, sondern erlernbar, von verschiedenen Ebenen aus, die Kraft aufzubauen, in den so wichtigen Dialog zu gehen.
Eine wichtige, demokratieerhaltende Botschaft, gab sie dem Publikum mit auf dem Weg: „Wir kommen nicht drum herum, die menschliche Ebene mit einzubeziehen“
Der Dokumentarfilm „Die Arier“ – u.A. Gewinner des Grimme Preises 2015 – kann in der Mediathek der Bundeszentrale für Politische Bildung angeschaut werden. https://www.bpb.de/mediathek/video/198266/die-arier/
Aktuell ist Mo Asumang Gastprofessorin an der Hochschule für Fernsehen und Film München. Gleichzeitig ist sie weiterhin als Vorsitzende von mo:lab tätig und bietet die „Arier Schultour“ an, bei der Schulklassen entweder den gesamte Film oder eine 45minütige Fassung sehen und im Anschluss dazu ins Gespräch gehen können. Seit 2014 ist Mo Asumang Mitglied des Berliner Ratschlags.